Sexreporter

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    • Als "Arbeitsprobe" erlaube ich mir meine Reportage vom 3. November 2008 einzustellen, von der Berliner Spritzsession in der Kreuzberger Turbine.

      Wer früher spritzt, kriegt schneller wieder einen hoch

      Den Künstlernamen Hakuna Matata hat sich die blasgierige Leipzigerin zugelegt, die nach eigener Aussage nichts mehr liebe als rasierte Schwänze zu lutschen. Wahlweise schlucke sie oder lasse sich anspritzen – es komme ganz auf den Geschmack an. Unterstützt wird sie von der szenebekannten Cindy, die glaubhaft versichert gerne von oben bis unten zugeklatscht zu werden.

      Womit die Ausgangslage hinreichend beschrieben wäre: zwei Hobbyhuren stellen ihre Mundfertigkeiten zur Verfügung und fast einhundert Herren der Schöpfung sagen bei dieser unwiderstehlichen Spritzsession zu, die unter einem eindeutig-eingängigen Motto steht. ZWEI GIRLS WOLLEN EUREN SAFT. Ein Kameramann filmt die gesamte Veranstaltung per über dem Objektiv eingebauter Kamerabeleuchtung mit, da die gedimmte Lichtstimmung im rötlich angestrichenen Ambiente zwar die Scheu vorm Ausziehen erleichtert, jedoch für die Aufnahme nicht gerade optimale Verhältnisse bietet. Alex, der Chef vom Ganzen, sitzt hinter der Luke im Eingangsseparee der Turbine vorm Computermonitor, begrüßt die samenausstoßfreudigen Männer in einer Mischung aus gespielter Langeweile und versierter Routine, kassiert Vereinsbeiträge, Eintrittsgeld und soll während des gesamten Abends nur selten kritisch seine Augenbrauen heben, nämlich immer dann, wenn jemand die Unverfrorenheit besitzt sein Pseudonym nicht fehlerfrei buchstabieren zu können.

      Eine einwöchige Zeit der Enthaltsamkeit liegt hinter mir, schließlich bin ich zum Mehrfachspritzen gekommen und außerdem mit dem Ehrgeiz im Gepäck, durch die lange Abstinenz ansehnliche Spritzfontänen hinzukriegen. Um die unvermeidliche Nervosität etwas aus dem Knochen zu schütteln, mache ich kurz vorm Beginn einen ausführlichen Spaziergang im direkt benachbarten Görlitzer Park, der im Szenejargon Görli genannt wird. Dieser Park weiß zu gefallen: durch die zu liebenswürdige Mischung aus dunkelhäutigen Drogenverkäufern, die sich auf grünen Bänken herumlümmeln, gigantisch breiten Spielplatz-Rutschen mit fröhlich-kreischenen Kindern und zahlreichen Multi-Kulti-Spaziergängern, die einem vom Sprach- und Kulturgemisch mal eben mit der halben Welt Bekanntschaft schließen lassen.

      Um Punkt 16:00 Uhr stehe ich preußisch pünktlich vor verschlossener Eingangstür. Es sind acht Kollegen, die bereits eine Schlange gebildet haben. Ihre Gesichter sehen merkwürdig bedrückt aus und auf mein begrüßendes Hallo ernte ich betroffenes Schweigen. Gut, wir haben uns da alle zu einem unanständigen Event angemeldet, aber warum sollte uns dass bitteschön voreinander peinlich sein? Die überraschende Wartezeit verkürze ich mir mit dem Zählen der Außenkameras der Turbine. Die Schlange wächst zusehends und ich bin froh an neunter Stelle und nicht an vierundachtzigstes Position zu stehen. Endlich öffnen sich die Pforten und Alex bedient an der Kasse mit einer Seelenruhe, die ihn zeitlebens vor einem Herzinfarkt bewahren wird, uns Wartende jedoch in leichte Verzweiflung verfallen lässt. Wir brauchen alle Geduld. Als ich an der Reihe bin, gelingt es mir fehlerfrei mein Pseudonym zu buchstabieren. Was den immensen Vorteil hat, dass ich von Alex gleich in der Anmeldeliste gefunden werde. Ich bezahle die zwanzig Euro Eintritt, werfe einen erleichternden Blick zurück in die schier endlose Reihe einzelner Herren und betrete den Turbinen-Club.

      Natürlich versäume ich nicht, mir das rote Armbändchen am Eingang mitzunehmen: „Nur wer dieses rote Band am Arm trägt hat die Sicherheit, dass wir sein Gesicht auf allen Bildern und Videos unkenntlich machen werden.“ So ist darauf zu lesen. Ich ziehe mir zur Sicherheit noch eine Sturmhaube über, die bei Bankräubern häufig Verwendung zu finden scheint, wenn man denn diesbezüglich den Fernsehkrimis trauen darf.

      Die Turbine ist ein abgedunkelter kleiner Raum mit mehreren Ecken, die mit schwarzen Matratzen ausgelegt sind, auf denen wenig diskret Kleenextücher platziert worden sind. Die Toiletten sind klein, aber sauber. Eine Dusche ist vorhanden. Die Bar ist recht einladend gestaltet, wobei über ihr mehrere Monitore montiert sind, auf denen man einen Pornofilm verfolgen kann, wenn einem gerade irgendwie langweilig sein sollte. Dabei lohnt sich in diesem Fall ein Blick auf die Dame an der Bar. Wie nicht anders zu erwarten, steht die schönste Frau des Abends hinter dem Tresen und bleibt unberührbar. Das Leben kann verflucht hart sein.

      Nach und nach trudeln weitere Herren ein, die nach der zähen Einlassprozedur mit sichtlicherer Erleichterung den Eventraum betreten. Im Hintergrund läuft lautstarke, bassbetonte Technomusik. Wer dieses unmelodiöse Gebummer einige Minuten genoss, hat sofort das allergrößte Verständnis, dass die jungen Leute in Discos dazu in der Regel Drogen konsumieren. Anders scheint dies auf lange Sicht wirklich nicht zu ertragen.

      Und dann begibt sich Cindy, die zweitschönste Frau des Abends (ich darf an die Dame hinter dem Tresen erinnern), mit zwei weißen Handtüchern bewaffnet auf eine der Matratzen. Nur zögerlich trauen sich die ersten Herren näher an sie heran. Einer der Ersten befreit sich von seinen Klamotten, legt sich mit verschränkten Armen auf den Rücken und lässt die Frau an seinem erigierten Glied mal machen. Cindy muss man diesbezüglich eine gewisse Finger- und Mundfertigkeit attestieren, sodass sich nur wenige Augenblicke später eine weiße Sprudelquelle auftut. Die Geschehnisse werden in Nahaufnahme vom direkt daneben weilenden Kameramann festgehalten, wobei es Cindy kokett versteht, nicht nur mit den Männern um sie herum sondern ebenso mit dem Kameraobjektiv zu flirten.

      Bei der erstbesten Gelegenheit trete ich mit meiner Sturmhabe neben dem Kameramann und werde von Cindy mit den Worten begrüßt: „Oh, ein Maskenmann. Dies ist ein Überfall, bringen Sie ihn sofort zum Spritzen oder es passiert was!“

      Es sind jene mit Humor und Spontaneität gespickten Momente, die den Kick ausmachen. Und so schieße ich Cindy, nach heftigem Mundeinsatz, auf ihre Zunge, wobei sie mit gespieltem Stolz das Ergebnis ihrer Bemühungen mir und dem Kameraobjektiv präsentiert. Kurz danach scheint der Bann gebrochen. Nun stehen die Männer im Kreis um Cindy herum und es gibt viel zu tun für die Dame, die sie sehr routiniert, gekonnt und dabei dem Sperma sehr aufgeschlossen Mann für Mann abarbeitet. Es vergeht fast eine Stunde bis sich wohl jeder Herr einen Strich für einmal Kommen im Gedächtnis angestrichen hat.

      Währenddessen schaue auf die Arschgeweih-Tätowierung der Bardame, die im Hinterzimmer gerade ihren Hund liebkost. Nach vollbrachter Tat sitzen die meisten Herren irgendwie verklärt, einsam, in sich zusammengefallen in einem Winkel des Raumes. Fast habe ich das Gefühl es hat was von einer Depression, die die gerade Befriedigten überfallen hat und nun kauern sie traurig alleine vor sich hin. Ich bin, mit einer anderen Ausnahme, wirklich der Einzige, der das Gespräch mit den Männern in meiner Umgebung sucht. Und lerne auf dieser Party drei sympathische Spritzkollegen kennen. Es findet ein Erfahrungsaustausch statt, was hat wer schon erlebt. Das ist eben auch ein Aspekt dieser Partys. Es ist nicht nur das Ausleben seiner Sexualität und seiner besonderen Vorliebe, sondern gleichfalls die Chance Geschlechtskollegen kennenzulernen, die ein ähnlich lockeres Verhältnis zum Sex haben und es ausleben. Das ist erstaunlicher Weise gar nicht so verbreitet. Und man müsste doch denken: in einer 3,5-Millionen-Stadt wie Berlin triffst du bei diesen Veranstaltungen immer irgendjemand anderen. Die Wirklichkeit ist verblüffend: es sind eigentlich immer dieselben Nasen! Es gibt in der riesigen Stadt vielleicht einen festen Kern von maximal fünfzig Männern. Und wir treffen uns immer wieder. Manchmal hat man sich schon fünfmal gesehen und kommt doch erst beim sechsten Mal ins Gespräch. Berlin ist eben auch nur ein Dorf.

      „Wo bleibt eigentlich die zweite Frau, diese Hakuna Matata?“ Wir beschließen den Chef Alex zu fragen, der uns aber zu seinem Bedauern die Antwort schuldig bleiben muss, da er nichts von ihr gehört habe. Und so tritt tatsächlich der ärgerliche Fall ein, dass die so große Männergruppe eine einzige Frau zu bewältigen hat. Das hatten wir uns anders vorgestellt. Nach Bier, Cola, gemeinsamem Lachen und Geschichtenerzählen, beschließen wir nicht länger in dem gemütlichen Ambiente sitzen zu bleiben und so machen wir uns zum Spritz-Tatort auf. Wie heißt es in Krimis immer: der Täter kommt immer ein zweites Mal zum Tatort zurück. Bei uns war es genauso.

      Und als wirklich klar war, dass Cindy die alleine Königin des Abends bleiben würde, raffe ich mit zu meiner dritten Ejakulation auf, die mir diesmal mit einem wohltuenden Hodenkraulen versüßt wird. Am Ende erntet Cindy einen kleinen Applaus von der ausgedünnten Männerschar, denn die meisten hatten bereits ohne Abschiedsgruß und ohne Dank den Befriedigungsort verlassen. Zu mir gesellt sich noch ein Kollege, den ich vom letzten Event her kenne. Ich werde zum Getränk eingeladen (danke dir noch mal) und wir plaudern die neuesten Gerüchte aus der Szene einmal rauf und runter. Da sage noch einer, Männer könnten nicht lästern und tratschen. Zum Abschied werfe ich noch ein Glas um, was von der Barfrau wie folgt kommentiert wird: „ist nicht schlimm – haste gut gemacht; Scherben bringen ja Glück!“

      An der Eingangsluke stehen Cindy und Alex, die mich fröhlich verabschieden. Eine neblige Kühle empfängt mich beim Öffnen der Clubtür. Diese zwanzig Euro waren gut angelegt.

      valeriaintim.de/anmeldungen/anmeldung.php
      berlinintim.de/Reportage/VI-Spritzsession.html
      berlinintim.de/member/Club/3880.html
      cindyintim.de/interview.pdf
    • RE: Sexreporter

      Original von gesichtsbesamer
      Um Punkt 16:00 Uhr stehe ich preußisch pünktlich vor verschlossener Eingangstür. Es sind acht Kollegen, die bereits eine Schlange gebildet haben. Ihre Gesichter sehen merkwürdig bedrückt aus und auf mein begrüßendes Hallo ernte ich betroffenes Schweigen. Gut, wir haben uns da alle zu einem unanständigen Event angemeldet, aber warum sollte uns dass bitteschön voreinander peinlich sein?


      bestimmt fühlten sie sich nur bedrückt, weil sie keine geborenen Reportertalente sind.