Vorspritzen auf dem noch warmen Besetzungsbett

    • Vorspritzen auf dem noch warmen Besetzungsbett

      Pornofilmkritik: „Sex Casting 3 im Studio Dortmund“ (Magma)

      Wer einen ernüchternden wie authentischen Eindruck gewinnen will wie es bei einem Pornofilmcasting zugeht, für den ist diese Dokumentation mit ihren bescheidenen Erwachsenfilmszenen bei gleichzeitigem monströsen Offenbaren des Drumherums genau das Richtige. Die sonst so wenig auskunftsfreudige Pornoindustrie, die sich eher mit Gefälligkeitsreportagen in dafür empfänglichen TV-Sendern sensationslüstern zu verkaufen versucht, zeigt diesmal die nackte Wahrheit. Und im unbekleideten Zustand, bei dem etwaige Problemzonen nicht mehr zu kaschieren sind, geben die meisten Menschen wie Unternehmen kein so uneingeschränkt vorteilhaftes Bild mehr von sich ab.

      Die erste Kamerafahrt zeigt, laut Aussagen des DVD-Covers, 86 Männer, die sich zunächst vor dem Studioeingang unter freiem Himmel die Beine in den Bauch stehen ehe sie sich dem ach so beglückenden Härtetest im Scheinwerferlicht stellen dürfen. Wir begutachten die Einstellungsprozedur, bei der der männliche Castingteilnehmer einen Darstellervertrag unterschreiben und einen gültigen HIV-Test vorlegen muss. Es kommt zum sogenannten ID-Shot, dass heißt der Teilnehmer hält seinen Personalausweis auf Kopfhöhe und grinst identitätsoffenbarend ins Objektiv. Der übergewichtige Chef der Veranstaltung, Klaus Goldberg, stellt im lockeren Plauderton, und doch ein bisschen nervös, die Testtussis mit Jurykompetenz des Castings vor: Isabel Golden, seine Ehefrau, Victoria, Susi, Charmaine, Micki. Fünf Frauen, fünf Künstlernamen.

      Dann wird’s erstmalig richtig peinlich. Die männlichen Castingteilnehmer stellen sich mit freiem Oberkörper mit Namen, Wohnort und dem Grund ihres Daseins vor. „Wenn eure Schwänze stehen, dann dürft ihr auch in die Nähe der Frau kommen“, lautet die erste vernehmbare Regieanweisung. Das ist nun alles gar nicht so einfach: die enorme Wärme durch die Scheinwerfer, die gleißende Helligkeit, die vielen beobachtenden, fremden Augen, die Kamera, die eigene Nervosität und das Eingeständnis, dass die Situation trotz einer Frau, die auf hübsch geschminkt ihr Beinstellung öffnet, alles andere als erotisch ist. Von den fünf anwesenden Kollegen auf der Szene schafft zunächst nur Einer eine ausreichend penetrationsfähige Erektion, wobei ihm vierzig Sekunden Rein-Raus genügen, um seinen Spermaballast auf ihr Korsett zu platzieren. Das Sahnehäubchen der Peinlichkeit setzt dann jedoch Herr Goldberg höchstpersönlich, indem er dem nackten Ejakulierer, der noch immer direkt vor der vaginal zugänglichen Pornodarstellerin hockt, fragt: „Wie kommt man eigentlich dazu, sich als Pornodarsteller zu bewerben?“

      Das sich einige Herren gleich mit vollständiger Adresse inklusive Hausnummer vorstellen, lässt mich spontan zu einem Bier greifen. Unfassbar. „jut, wa?“, fällt eine Jurytussi wenig später ihr differenziertes Urteil über einen Bodybuilder, der in ihr Steherqualitäten bewies, und schaut in Richtung des Kameramanns. Ihre fachfrauliche Einschätzung findet bei ihm Zustimmung. „Es kommt schon, scheiße“ und „was denn, auf den Rücken?“ waren meine Lieblingskommentare der Castingteilnehmer, die häufigsten Sprüche des Kameramanns: „du musst sagen, wenn du kommst“ und „den Arm weg, bitte“. Die meisten Herren geben an, dass sie bei der Fernsehsendung „Wa(h)re Liebe“ von der Möglichkeit einer Teilnahme hörten. Diese Sendung ist bekanntlich schon lange abgesetzt. Im gleichen Trott setzt sich der Film fort. Kleinere Grüppchen von drei bis fünf Mann werden auf eine Frau losgelassen, die sich durchaus bemüht zeigen Gewachsenes nicht so schnell wieder in sich zusammenfallen zu lassen. Der Erfolg ist unterschiedlich: Schnellspritzer und Schlaffis geben sich wahlweise die Frauenpfote in die Hand. Das ist wenig komisch, häufig bemitleidenswert.

      Wer diesen Porno ohne Vorspulen schafft, beweist damit meiner Meinung auch gewisse Steherqualitäten. Herr Goldberg stellt dann zwischendurch wieder einer seiner gefürchteten Fragen. Diese Frage ist jedoch gar nicht so falsch. Was finden Frauen am Gangbang nur so reizvoll? „Ich hab die Macht, ich besitze die Männer, jeder fickt anders und manche schaffen die es, dir bis hinten in die Pussie zu spritzen.“ Am Ende des Films agieren die fünf Frauen gemeinsam, wobei sich ein wahrer Fleischberg bildet, nachdem sich die Männer dazugesellten. Der Kameramann verzichtet jetzt auf Zurufe, weil ihm die Sicht sporadisch versperrt ist. Aber ehrlich gesagt: was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Und was ich sah, war verzichtbar.

      informativer Beitrag, welche empfehlenswerten Pornos für Frauen der Markt bereithält
      sextrends.info/magazin/reports.htm