Sodom und Gomorrha

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    • Sodom und Gomorrha

      Relativ zeitgleich bin ich hier über den Thread zum Thema "Handlung gab es mal früher heute nicht mehr" und über einen Film aus dem Jahr 1975 (?) gestolpert.

      Zu den äußeren Umständen des Filmes kann ich nichts sagen, habe hier nur eine gebrannte DVD liegen, die mich doch sehr überrascht hat. :urule:

      Ich möchte daher ein wenig was zu dem Film berichten, denn ich finde es klasse, wie aufwändig und durchdacht - und beonders: mit was für verrückten Ideen !!! - früher Pornos produziert wurden.

      Leider ist der Film alles andere als in guter Verfassung, was es für mich fast unmöglich macht, den Slang der Darsteller zu verstehen, denn die schlechte Tonqualität und die Aussprache sind einfach zuviel des guten.
      Insgesamt ist der Film wohl eher für den privaten Gebrauch und mit entsprechendem Ergebnis digitalisiert worden und die Vorlage war wohl auch nicht mehr die Beste.

      Die ersten Minuten des Filmes dachte ich einfach nur "Häh? Falsche DVD?".

      Anstatt Pornographie bekommt man eine typische 70er Sequenz zu sehen:
      psychodelische Ansichten von Sternengalaxien, nicht weniger psychodelische Farbspiele, einen philosophische Ansprache mit tiefer väterlicher Stimme aus dem Off.
      Das was danach kommt, entspringt wohl auch diesem gewissen Zeitgeist und ist ohne Myriaden von Mariuhana-Schwaden schlecht denkbar.
      (OK, Stereotyp meinerseits.)

      Tatsächlich ist es so, dass der Film zwei Handlungen kennt:

      Um die Erde kreist ein Raumschiff, Kommandeur scheint ein Schimpanse zu sein, der bekleidet mit Kaftan und Fez an einem riesige Mischpult sitzt und die Erde beobachtet.
      (Anscheinend drehte man diese Teile des Films in einem Aufnahmestudio, das Mischpult macht echt was her.)
      Er beobachtet das Treiben auf der Erde, wo wir einen Stamm im alten Palästina erleben dürfen.
      Dank der Verständnisprobleme kann ich nur erahnen, es geht wohl um einen Großfamilie die im Umfeld einer zutiefst umoralischen Stadt als Hirten lebt.

      Natürlich gibt es hier auch Einiges an Sex, zunächst allerdings für heutige Maßstäbe etwas entäuschend, denn die Szenen sind sehr kurz.

      Hier finde ich einen gewissen Zwiespalt:
      Soll damit mit Blick auf die Moralvorstellungen im Israel des alten Testaments das Umfeld charakterisiert werden?
      Die Sexszenen spielen allesamt hinter Büschen und Bäumen, es sind schnelle Kopulationen und meist (aus Verhütungstechnischen Gründen?) in den Popo.
      Nackig gemacht wird dabei eher weniger: Umhang hoch und los gehts.
      Deshalb sieht man nicht unbedingt viel Action, da quadratmeterweise Stoff gebändigt werden muss.

      Oder besteht die Absicht nur darin, die Szenen kurz zu halten?
      Aber!!!
      Der Film hätte mir nicht gefallen, wenn das Drumherum um diese Szenen nicht absolut überraschend ist.
      Bei einer Szene wird das Pärchen beobachtet und der Spanner, ein älterer dürrer Kerl, bläst sich selbst einen.
      In der Szene zuvor verwendet das Paar irgendwelche Früchte als Gleitmittel, die der Mann über seinen Penis zerpresst und somit den Analverkehr flutschiger macht.
      Um unbeobachtet zu sein, klettert das Paar dabei in einen Baum, sie liegt mit dem Bauch auf einem dicken Ast, lässt die Beine herunterbaumeln und er steht auf einem anderen Ast und penetriert ihren Hintern.

      So ähnlich geht das dann weiter, Höhepunkt ist gegen Mitte des Filmes eine DP mit gigantischer Salatgurke.
      Bis zu diesem Zeitpunkt passiert an sich nicht viel:
      Man sieht diese Großfamilie umherziehen, zwei bis dreimal gehen sie auch auf den Markt in der Stadt.

      Ein sehr verrücktes Zwischenspiel ist eine Sexszene auf dem Raumschiff.
      Ein langhaariger Typ, reibt seinen Penis an der Glasscheibe eines Käfigs, in dem eine nackte Frau (eingefroren?) liegt.
      Er fickt dann in das Ende eine Schlauches, der Samen läuft durch den Schlauch, und mit viel Rauch und *piff**Paff**Puff* in die Vagina der Frau.
      Daran beteiligt ist auch der ausgestopfte Kopf eines Elches. Um was es da geht, kann ich nicht sagen (schlechte Tonqualität), da der Samen aber auf dem Weg zu der Frau auch aus den Nüstern des Elches quillt, hat er wohl eine bedeutende Funktion.

      Der Rest des Filmes wird dann ein wenig, naja, "überladen".

      Jetzt wird die Unmoral in der Stadt thematisiert und zwar auf eben überladene Weise.
      Fast die ganzen restlichen 40min des Filmes sieht man nur Menschen, die miteinander Sex haben.
      Teilweise in einem Haus mit großem Wasserbecken (Palast des Herrschers, dafür sprechen militärisch wirkende Personen?) und auf einem Platz in der Stadt.

      Besonders hier habe ich den Eindruck gewonnen, dass man einer Hippiekommune oder einem Kreis gleichgesinner, die man heute als "Swingerclub" bezeichnen würde, Geld dafür bot, ihre Orgie zu filmen.
      Man sieht praktisch nur kopulierende Leiber, einzelne Personen sind nicht mehr zu erkennen.
      Allerdings ist das auch so eine Sache der Dramaturgie, denn die Szene wird nur durch mehrere Lagerfeuer erleuchtet und nach fast 35 Jahren haben die Farben des Filmes einfach gelitten.

      Besonders nett im Sinne von ungewohnt:
      Homoerotische Handlungen unter Männern fallen nicht unter den Tisch.

      Allerdings liegt hier eine Steigerung vor, womit wir wieder an einem Punkt sind, der mit bei der Machart des Filmes sehr gefällt.
      Bis zu diesem Rudelgebumse mit geschätzt 20 Paaren vergeht noch einige Zeit, denn dies ist das Ende eine Feier, die sich den ganzen Tag hinzog.
      Der Film geht nicht sofort auf die Gruppensex-Szene, sondern zeigt nach und nach, wie die Hemmungen immer mehr fallen.
      Sicherlich ist das aus modernen Pornos nicht unbekannt, aber hier läuft die Sache weniger aufgesetzt.
      Anstatt den üblichen geistig tieffliegenden Dialogen nimmt die Kamera die Position des Beobachters ein und filmt, wie im Laufe eines Vorabends eine Feiergesellschaft auf einem Marktplatz mit einem Imbißstand, einer Schenke und einigen anderen Buden immer mehr aus sich herausgeht, bis am Ende jeder mit jedem tätig ist.


      Am Ende des Filmes vernichtet dann der Schimpanse an dem Mischpult die Stadt mit einer Kernwaffe, man sieht, wie die Hirtenfamilie flüchtet, dann wird eine Aufnahme eines oberirischen Kernwaffentests eingespielt.

      Fazit:

      Der Film kann begeistern!
      Sowohl von der Ausstattung, der Handlung, der Anzahl der Darsteller und Komparsen und de Umsetzung wird da schon "Spielfilm-Niveau" betrieben.
      Aber insgesamt ist die Sache mir dann doch zu überladen.

      Besonders gegen Ende die geschätzt 40 kopuliereden anonymen Leiber sind eigentlich nicht "anmachend".
      Es wäre wohl sinnvoller gewesen, sich hier auf 3-5 Paare zu beschränken.
      Bei den Sexszenen in dem Palast ist das so, sie wirken ganz anders.

      Sicherlich kann man hier auch wieder einen dramaturgischen Kniff des Direktors vermuten, der mit der Masser der Leute einiges ausdrücken möchte.
      Aber der Zwiespalt zwischen Kunst und Porno ist dann doch zu groß.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von schreibstift ()